Was uns der Arztbesuch wirklich kostet
Im Bezirk Lilienfeld gibt es nach gut zehn Jahren wieder eine Kinderärztin! Frau Dr. Veronika Radel-Plunger hat sich entschlossen, ihre Praxis in unserer Gemeinde in St. Veit zu eröffnen. Das ist zweifellos eine großartige Nachricht. Wir wünschen ihr viel Erfolg in der Praxis – möge das Kinderlachen lauter sein als das Weinen!
Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail – und der Teufel in diesem Fall ist der Umgang der Gemeindeführung mit unseren Steuergeldern.
Der Mietvertrag: Ein Geschenk auf Kosten der Bürger
Der Mietvertrag für die neue Kinderarztpraxis wurde in der Gemeinderatssitzung vom 19. Dezember 2024 mehrheitlich beschlossen. Die SP St. Veit stimmte mit 14 Stimmen dafür, die VP St. Veit stimmte mit 5 Stimmen dagegen. Die zentralen Eckpunkte:
- Ersten drei Jahre: Keine Miete. Die vollen Betriebskosten von 9.000 € jährlich (750 € monatlich) bleiben damit komplett bei der Gemeinde.
- Folgejahre: Eine symbolische Miete von 500 € pro Monat – für das gesamte Arzthaus inklusive einer Wohnung.
Die Differenz zwischen den Betriebskosten und den Mieteinnahmen wird auch ab dem vierten Jahr weiter aus der Gemeindekasse gedeckt. Das heißt: Selbst nach Ablauf des mietfreien Zeit macht die Gemeinde monatlich 250 € Verlust, nur um die laufenden Kosten zu decken.
Über 200.000 € Sanierungskosten – und das ist erst der Anfang
Doch es bleibt nicht bei den Betriebskosten. Die Sanierung der Praxis und der Wohnung hat bisher bereits 202.000 € verschlungen, aufgeschlüsselt wie folgt:
- 149.000 € für Gebäudesanierung
- 34.000 € für Möbel und Ausstattung, darunter eine 7.685 € teure Waschmaschine
- 19.000 € entstand durch zusätzliche Arbeiten, die notwendig wurden, weil die Entscheider versäumt hatten, vorab einen elektrotechnischen Befund erstellen zu lassen. Der später erstellte Befund fiel negativ aus, weshalb erneut Änderungen an der Elektrik vorgenommen und die Malerarbeiten wiederholt werden mussten. Dies ist ein klares Beispiel dafür, wie mangelnde Planung unnötige Mehrkosten verursacht hat – auf Kosten der Steuerzahler
Was dabei vergessen wurde? Der komplett feuchte Keller des Gebäudes. Der Zustand ist der Gemeindeführung bekannt, doch man hat entschieden, diesen für später zu ignorieren. Dabei weiß jeder, dass Feuchtigkeit aus einem Keller früher oder später in die oberen Geschosse ziehen kann – ein Albtraum für die Ordination und ihre Patienten. Die Kosten und der Aufwand für eine Sanierung während des laufenden Ordinationsbetriebs dürften exorbitant werden.
Ein Geschenk für den Bezirk – und die Rechnung für St. Veit
Es ist wichtig zu betonen: Die neue Kinderärztin ist nicht nur ein Gewinn für St. Veit, sondern für den gesamten Bezirk. Doch während der Bezirk von diesem Zuwachs profitiert, trägt St. Veit allein die finanzielle Last. Statt die anderen Kommunen an den Kosten zu beteiligen, hat sich Bürgermeister Fischer für einen Alleingang entschieden – ein teures Geschenk, bezahlt aus der Tasche der St. Veiter Bürger.
Es wäre doch naheliegend gewesen, die Nachbargemeinden einzubinden, oder? Eine faire Beteiligung könnte den finanziellen Druck verringern und hätte die wirtschaftliche Last auf mehrere Schultern verteilt. Doch so viel strategisches Denken sucht man bei unserer Gemeindeführung vergeblich – offenbar war es wichtiger, sich mit großzügigen Gesten zu profilieren als strategisch und nachhaltig zu handeln.
Kritik – aber auch Dankbarkeit
Natürlich: Eine Kinderärztin in St. Veit zu haben, ist ein wichtiger Meilenstein. Dafür gebührt Frau Dr. Radel-Plunger Dank und Unterstützung. Doch das finanzielle Chaos, das unsere Ortsvorsteher dabei angerichtet haben, lässt sich nicht schönreden.
Wir können uns nur wünschen, dass die Praxis ein voller Erfolg wird – und dass Kinderlachen die Mühen und Kosten zumindest ein bisschen aufwiegt. Aber als Bürger bleibt uns eine Frage: Warum wird in St. Veit nicht sinnvoller und nachhaltiger gewirtschaftet?