Wann kommt die Digitalisierung in St. Veit an?

„De Mensch’n fliagn seit 69 auf’n Mond und auf da Gmoa in St. Veit mochn’s es Liacht nu mit da Hocka aus.“ Dieses humorvolle Zitat eines guten Freundes bringt eine Frage auf den Punkt, die viele in unserer Gemeinde bewegt: Wann holt St. Veit die Digitalisierung ins 21. Jahrhundert?

Eine neue Webseite ohne neuen Nutzen
2023 präsentierte die Gemeinde St. Veit an der Gölsen ihren neuen Internetauftritt mit großem Stolz, sogar in der lokalen Presse (siehe NÖN Lilienfeld, 22.05.2023).
Nach Jahren mit einer veralteten Webseite war die Freude groß: Endlich eine mobilfreundliche Plattform mit übersichtlicher Gestaltung. Doch wie bei so vielem liegt der Teufel im Detail – oder besser gesagt, in der fehlenden Pflege.

Obwohl tausende Euro und viele Arbeitsstunden in den Relaunch flossen, bleibt die digitale Amtstafel nahezu leer. Verordnungen, Kundmachungen und wichtige Informationen sucht man oft vergeblich – oder sie weichen stark von den analogen Aushängen im Gemeindeamt ab. Das wirft die Frage auf: Warum wurde die Webseite überhaupt erneuert, wenn sie so wenig genutzt wird?

Analoge Postwürfe statt digitaler Lösungen
Während die Webseite eher stiefmütterlich behandelt wird, scheint die Gemeinde auf analoge Postwurfsendungen zu setzen – und das in einem beachtlichen Umfang. Im Jahr 2024 erreichten die Haushalte sage und schreibe 23 Postwurfsendungen, im Schnitt fast zwei pro Monat. Im November alleine waren es vier.

Ressourcenverschwendung oder Kommunikationsstrategie?
Hier drängt sich die Frage auf: Wird die Planung dieser Sendungen strategisch durchdacht? Oder sind es spontane Aktionen ohne klaren Plan? Statt Bürgerinnen und Bürger gebündelt und übersichtlich zu informieren, entsteht der Eindruck von Überflutung – oft mit redundanten oder lückenhaften Inhalten.

Und das hat seinen Preis: Allein für Papier wurden 2024 geschätzt 32.200 Blatt benötigt. Das entspricht 65 Packungen Papier oder 13 Kartons. Hinzu kommen Druckkosten, Personalaufwand und Versandgebühren. Ein teurer Spaß – insbesondere in Zeiten, in denen Ressourcenbewusstsein und Nachhaltigkeit eigentlich Priorität haben sollten.

Gibt es bessere Alternativen?
Natürlich ist „Digital only“ nicht die perfekte Lösung. Eine durchdachte Mischung aus digitaler und gedruckter Kommunikation könnte jedoch wesentlich effizienter und umweltfreundlicher sein. Warum nicht auf einen monatlichen Gemeindebrief umstellen, der wahlweise per Post oder E-Mail zugestellt wird? Damit würde sich nicht nur Papier sparen, sondern auch die Informationsflut kanalisieren lassen.

Ein modernes System könnte Bürgerinnen und Bürger stärker einbinden und Transparenz schaffen. Warum nicht die digitale Amtstafel endlich aktiv nutzen? Warum nicht die App oder Plattform für Mitteilungen und Anliegen einführen, wie es andere Gemeinden bereits erfolgreich machen?

Blick nach vorne – und auf die Gemeinderatswahl
Es fällt auf, dass kurz vor den Gemeinderatswahlen im Januar 2025 plötzlich wieder mehr Engagement sichtbar wird. Die Webseite wird aktualisiert, und die Informationspolitik scheint plötzlich in Schwung zu kommen. Doch wird dieses Engagement auch nach den Wahlen anhalten? Oder fällt alles wieder in den alten Trott zurück?

Als Bürgerinnen und Bürger von St. Veit sollten wir uns nicht mit halben Lösungen zufriedengeben. Es geht darum, unsere Gemeinde fit für die Zukunft zu machen – nachhaltig, transparent und digital. Die Mittel sind da, jetzt fehlt nur der Wille.